Muse - The Resistance

 

The Resistance

 

Muse

Veröffentlichungsdatum: 11.09.2009

 

Rating: 4 / 10

von Mathias Haden, 25.10.2013


Mit einem unübersehbaren Maß an Selbstvertrauen und ein paar alten Queen-Scheiben wollen die Briten hoch hinaus.

 

Es gibt da diese Bands, die machen können was sie wollen. Ein paar Jahre nach der letzten Veröffentlichung tauchen sie wieder auf, um wieder mit denselben schallenden Jubelhymnen empfangen zu werden, wie schon beim Mal davor, und dem Mal davor, and so on. Die britischen Alt Rocker von Muse sind bei der Schilderung dieses Phänomens immer ein gutes Beispiel. Spätestens seit ihrem zweiten Longplayer im Jahr 2001 wird jedes ihrer Werke zum Klassiker erklärt. Unzählige Nominierungen für renommierte Awards waren die Folge, einen Grammy gab es für ihr fünftes Studioalbum The Resistance in der Kategorie 'Best Rock Album'. Dabei rocken die drei Briten Matthew Bellamy, Christopher Wolstenholme und Dominic Howard nicht einmal richtig. Wenn uns Muse beim nächsten Release einen mit allerhand elektronischem Schnickschnack versehenen Furz verkauft, würden die Medien trotzdem wieder jubeln.

 

Dabei wäre es genau so ein lockerer Entwurf, der die angespannten Engländer aus ihren sterilen Klangwelten holen sollte. Wäre ja auch nichts dabei, sogar Pink Floyd haben einst mit einem Song Humor gezeigt (Seamus auf dem 1971er Meddle). Doch alleine das Albumcover lässt schon auf ein neues überambitioniertes Werk schließen.

Das Ergebnis ist mit Sicherheit auch ihr größtes und bombastischstes. Als pompöse Mischung aus symphonischen Klängen, Classic Rock und ihrem gewohnten Stadionrock entwirft Muse ihre bis dato progressivste Arbeit. Aber eine Band, die in den Jahren Zuspruch und noch mehr Zuspruch erhalten hat, besitzt das nötige Selbstvertrauen, um sich an so ein riesiges Projekt zu werfen.

 

Genau das merkt man der Band auch vom ersten Ton weg an. Hier ist eine Gruppe am Werk die sich nicht damit zufrieden gibt, wieder ein solides Album zu kreieren und wieder die Schlagzeilen der Musikfachpresse zu dominieren. Musikalisch gibt es auch nicht viel zu bekritteln, das sind alles talentierte und voll Selbstüberschätzung triefende Stars der Musikbranche. Trotzdem passt irgendwas nicht. Egal, welchen Song man sich anhört, sei es das starke Undisclosed Desires, das im Prinzip nur auf elektronischen Drumryhthmen und dickem Synthie-Einsatz basiert, oder die mit einer großartigen Bassline versehene Lead-Single Uprising. Klingt alles nett, aber auf Dauer einfach nur farblos. "Love is our resistance", verkündet Bellamy auf dem Titelsong und lädt auf eine pseudospektakuläre Reise ein.

 

Zwielichtig wird es bei dem mit enthusiastischen Lobpreisungen empfangenen United States Of Eurasia (plus dem Chopin-Interlude). Mit Sicherheit ein hervorragend instrumentierter Song, das lässt sich so ohne weiteres behaupten. Während das gesamte Album sich aber wie ein ambitionierter Queen-Abklatsch anhört, ist es ebendieser, der dann das innere Verlangen nach der deutlich stärkeren Stimme von Freddie Mercury (Rest in Peace, Bro!!!) entfacht und das nächstbeste Queen-Album auf den Plattenteller zaubern lässt. Bellamy ist ein guter, charismatischer Sänger, aber an diesem Vergleich zerbricht er.

Dazu noch das aufgeblasene I Belong To You (+Mon Cœur S'ouvre a ta Voix) auf dessen Mittelteil sich Bellamy als schnulziger französischer 'Zuckerbäcker' versucht. Vorsicht, Diabetesgefahr!

 

Irgendwie haben diese Briten doch einen Drang zur übertriebenen Selbsteinschätzung und neigen dazu, auf Weltverbesserer zu machen. Während da schon U2 (seid doch ehrlich, Bono nervt!) und Coldplay ihre bescheidenen Versuche in den Sand gesetzt haben, sind es diesmal Muse die sich an Zeilen wie "No religion or mind virus' / Is there a hope that the facts will ever find us / Just make sure that your are looking out for number 1" auf dem bizarren Unnatural Selection oder der Durchhalteparole für den kleinen Mann: "They will not force us / They will stop degrading us / They will not control us / We will be victorious" auf Gassenhauer und Hit in jedem Stadion Uprising versuchen.

 

Der Rest des Albums ist okay, hat seine starken, vorher bereits besprochenen, und auch seine nichtsagenden Momente. Was es leider nicht macht, ist den Zuhörer zu fesseln. Dazu fehlen auch die interessanten Texte. Was aber wirklich toll gemacht ist, und das Album aus der Versenkung holt, ist das Ende. Dieses wird gebildet von der dreiteiligen Exogenesis Symphony. Der Name ist Programm und bedarf eigentlich keiner näheren Beschreibung. Berührend ist es allemal, auch wenn es ohne dem unnötigen Gesülze à la "Who are we? Where are we? When are we? Why are we?" ausgekommen wäre. Gesamt gesehen aber ziemlich beeindruckend.

 

So kratzt The Resistance, das mit Herzschmerz und überkandideltem Pathos schon an der Tür zur absoluten Nichtigkeit geklopft hatte, gerade noch die Kurve. Ein schönes Ende, ein paar große Momente und das Streben nach den höchsten Höhen. Muse berühren mit ihrem fünften Album bestimmt nicht den Himmel, geschweige denn einige tieffliegende Wolken, aber bestimmt ihre treuen Fans. Wie so oft scheitert eine große Band an ihren eigenen Ambitionen. Vielleicht aber war das Trio aus London einfach noch nicht so weit, wie es ihnen gerne von der Presse bescheinigt wurde. Zum Glück outete sich Queen-Gitarrist Brian May (wie könnte es auch anders sein) als The Resistance-Fan, sonst würde hier der Duft eines Plagiats in der Luft liegen. Das größte Album des Jahrtausends sucht man hier zweifellos vergebens.

 


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