MusicManiac Top 10

MusicManiac Top 10 - Maroon 5 Songs

Kurzes Gedankenspiel: Wir befinden uns jetzt einmal nicht im Jahr 2018, sondern viel eher im Jahr 2005. Da ist also eine Band namens Maroon 5, die sich nicht als eine Art Adam-Levine-Fanclub darstellt und dabei in merkwürdigen Synth-Pop-Wirrungen verendet, sondern tatsächlich eine Band, die eigenständige Musik macht und dabei nicht einmal unbedingt so klingt, als wäre alles außerhalb der Top 3 der Charts eine komplette Niederlage. Ja, die Zeiten gab es, es erinnert sich nur keiner mehr daran. Der Fairness halber muss man anmerken, dass viele die Band damals auch nicht ausstehen konnten und nicht ganz unberechtigte Zweifel daran hatten, ob Levines Stimmchen wirklich so klingen sollte. Spendabel haben sie sich, zumindest was starke Popsongs anbelangt, aber mitunter doch gezeigt und deswegen ist es keine unmögliche Aufgabe, die zehn Songs zu finden, die so manchen miesen Moment in der Karriere der Kalifornier ausgleichen können.

 

Erstellt am: 23.11.2018


10.

 

Won't Go Home Without You

 

It Won't Be Soon Before Long
2007

 

Vielleicht ist das a priori kein Qualitätsmerkmal, aber die dritte Single vom zweiten Album ist irgendwie unscheinbar. Das ist allerdings dann gut, wenn man weiß, dass Maroon 5 dann am schwierigsten sind, wenn sie unpackbar aufdringlich sind. Hier sind sie es nicht und dementsprechend ist Won't Go Home Without You Pop-Rock und nicht wirklich viel mehr. Böse Zungen könnten sagen, da tut sich nichts, andere sehen darin gelungenes Understatement, das gerade den glitzernden Disco-Chic von "It Won't Be Soon Before Long" netterweise außen vor lässt und sich stattdessen darauf besinnt, dass auch weinerliche Semi-Balladen eine verdammt eingängige Hook haben können. Inwiefern man dann noch willens ist, Levine auch nur eine der eindrucksvoll souverän zwischen Under- und Overstatement gesungenen Zeilen zu glauben, ist streitbar, aber wiederum beeindruckend egal für die Wirkung.

9.

 

No Curtain Call

 

Hands All Over

2010

 

Das Ding ist so anders. Also nicht in dem Sinne, dass ihm nicht auch eine gewisse dramatische Übergröße anhaften würde, wie das bei "Hands All Over" vom Cover weg immer der Fall ist. Im Gegenteil, No Curtain Call ist eigentlich Drama pur und spielt sich mit Marching Drums, taktgebendem Klavier und düster-sphärischen Synths so lange, bis man in der Mischung aus stapfender Hymne aufs Durchhalten und dezentem Doomsday-Charme das Majestätische so richtig spürt. In einer weniger subtilen, dafür eher in klassischer 80er-Pop-Manier elektronisch aufgeblasenen Form. Gleichzeitig allerdings mit der Fähigkeit, diese leicht ungemütliche Aura, die den Song umgibt, unterrkühlt und unnachgiebig klingen zu lassen und trotzdem nicht auf die starke Hook verzichten zu müssen.

8.

 

Never Gonna Leave This Bed

 

Hands All Over
2010

 

"Siehe Platz 10" wäre wohl eine einfache Möglichkeit, diesen Song zu beschreiben. Aber Never Gonna Leave This Bed ist ein bisschen...glossier...würden die Amerikaner wohl sagen. Süßlich und aufpoliert mit stärkerem R&B-Einschlag, der sich vor allem in der Rhythm Section bemerkbar macht. Vielleicht ist aber am wichtigsten, dass Levine auf dem Album und noch ein bisschen stärker auf diesem Song den exakten Mittelpunkt aus dem soulgefüllten Gesang des Debüts und der unangenehm klinischen, durch Produktion zerstörten Falsett-Exzesse zu treffen scheint. Ist nicht der Klimax des Emotionalen, aber eine starke Verbindung des gefühlsbetonten Anfangs und des strikt der Melodik und Charttauglichkeit untergeordneten Endes der Levine'schen Stimmentwicklung, wodurch er sich das beste von beidem holt.

7.

 

Makes Me Wonder

 

It Won't Be Soon Before Long
2007

 

Weiter oben könnte es zwar so geklungen haben, als wäre die Tendenz zu Funk und Disco auf der Sophomore LP der US-Amerikaner etwas Schlechtes, tatsächlich ist es auch mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der Band kein sonderlich guter Schritt. Aber im Einzelnen kommen da Top-Ohrwürmer heraus, die sich radikal vom vertonten Trennungsschmerz und Liebeskummer des Debüts unterscheiden, mit dem neu entdeckten Fokus auf musikalische Extravaganz und ein bisschen erotischem Knistern in der Luft aber gut umzugehen wissen. Nirgendwo sonst so gut wie auf der Leadsingle, die sich mit einer genialen Mischung aus Funk-Riff, kratzigen Synths und Levines neuer stimmlichen Rolle als reichem Aufreißer zum idealen Albumanreißer entwickelt.

6.

 

She Will Be Loved

 

Songs About Jane
2003

 

Hach ja, ein bisschen Schmalz und Kitsch und Tränen. Wobei die lange Zeit erfolgreichste Single und bis heute erfolgreichste Ballade der Band eigentlich weniger schmalzig ist, als sie es ihrem Konzept nach sein sollte. Die Einzigartigkeit springt einem beim glatten und verdammt nach Pop-Rock der Jahrtausendwende klingenden Arrangement zwar nicht unbedingt an, aber Levines Auftritt inmitten des zurückhaltenden, netterweise aber nicht lahmenden E-Gitarren-Gezupfes bleibt aber wohl seine bis heute beste, einfach weil er seine nicht zu leugnenden Fähigkeiten im geschmeidig und trotzdem gefühlsbetont gesungenen Refrainso sehr zur Geltung kommen lässt wie sonst nie.

5.

 

Stutter

 

Hands All Over
2010

 

Es ist zwar nicht unberechtigt, diesen Song dafür zu hassen, aber der wird sich definitiv im Gedächtnis festbeißen. Wiederum süßlich und eine etwas gar anhimmelnde Ode an die Geliebte, markiert der Track das bis dahin erreichte Maximum des Feel-Good-Vibes, den sich die Band erlaubt hat. Das sollte sich ändern, genauso wie die vermeintlich große Rolle, die die dumpfen, aber nicht erdrückenden Synths spielen, später noch um ein Vielfaches vergrößert werden sollte. So aber ist es ein Track, der die verbliebenen Spuren an R&B-Einfluss und den leisesten Hauch von Motown ohne Kollateralschäden in den Synth-Pop überführt.

4.

 

The Sun

 

Songs About Jane
2003

 

Für jene, die sich mit den Singles der Band nie anfreunden konnten, ist das womöglich ein Lichtblick - unbeabsichtigter Wortwitz - in der Diskographie der Kalifornier. Sollte ein Track dem zumindest zu Anfang gern für die Band verwendeten Begriff Blue-Eyed Soul gerecht werden, so ist es dieser. Dem nähert man sich auch durch die eingebauten, in Richtung Hammond-Orgel gehenden Keyboard von Jesse Carmichael und der starken Drumperformance an, die sich staubtrocken und dynamisch gibt, ohne den melancholischen Charakter des Songs damit zu bombardieren. Stattdessen lebt der Song musikalisch auf subtile Weise auf, bietet ein stimmiges Arrangement, in dem man die Gitarre nicht zwanghaft in den funkig angehauchten Hintergrund drängt.

3.

 

Runaway

 

Hands All Over
2010

 

Mich beschleicht das Gefühl, die der elektronischen Synthetik zugewandten Songs der Band sind vor allem dann ein Gewinn, wenn vor allem musikalisch ein bisschen Düsternis mitschwingt. Zumindest locker oder unbeschwert kommt Runaway nicht daher, was sicher auch an den nutzlosen letzten Trennungsworten liegt, die Levine angeblich gefunden zu haben glaubt. Nicht weniger wichtig ist aber der schwelende Keyboard-Background, der sich zwar in den Refrains etwas lebhafter und dank der Gitarren heller gestaltet, insgesamt aber drückend schwer wirkt und sich weniger der Melodik als der Atmosphäre verpflichtet.

2.

 

Can't Stop

 

It Won't Be Soon Before Long
2007

 

Spät, aber eben doch von der persönlichen Spitze der Maroon-5-Songs verdrängt, schafft es Can't Stop auf äußerst bizarre Art emotional zu wirken. Jetzt sind Sehnsuchtstracks keine Seltenheit, eigentlich sogar elendiglich gewöhnlich. Dass die Band aber ausgerechnet dabei auf balladesques Schmachten verzichtet und stattdessen auf antriebsstarken Rock setzt, noch dazu Levine zum wohl einzigen Mal in seinem musikalischen Leben ein bisschen Humor aus sich hervorkramt, separiert diese Minuten von den so vielen anderen auf dem Gebiet. Umso mehr gilt das, weil die vermeintliche Lockerheit des Songs eher danach klingt, als wäre da ruhelose Aufgewühltheit am Werk und die beschriebenen Gedanken an die Verflossene a.k.a. Geflohene weniger lustig, als es auf den ersten Blick erscheint.

1.

 

Story

 

It Won't Be Soon Before Long
2007

 

Das ist so ein wunderbar stimmiger, harmonischer Song, dass er nirgendwo anders hin sollte als hierher. Musikalisch bekommt man den mit großer Sicherheit organischsten Track fernab des Debüts serviert, dem Levines melancholischer und trotzdem spätestens mit dem großartigen Refrain aufmunternder Beitrag nichts an Natürlichkeit nehmen kann. Realistischerweise ist das eine Seltenheit im Kanon der Band und insofern muss man dem Lied allein schon deswegen Tribut zollen, weil nichts das beschwingte, rundum flüssige Zusammenspiel von Gitarre und Klavier stört. Im Gegenteil markiert das langgezogene Fade-Out den stärksten Einsatz von Levines Falsetto, dem man dank stimmlicher Zurückhaltung die gesamte übrige Laufzeit nicht begegnet.

Schlusswort:

Muss man nach dieser Top 10 von der Qualität dieser Band überzeugt sein? Nein, eher nicht. Muss man sie gar mögen? Guter Witz! Würde man das Urteil über Maroon 5 als ambivalent bezeichnen, wäre man möglicherweise zu freundlich, würde aber den Nagel insofern auf den Kopf treffen, dass es da die eine streitbare Phase gibt und dann die andere, die einfach niemand wirklich leiden kann. Letztere kommt auch in dieser Liste nicht vor, was dezidiert nicht bedeuten soll, da wären gar keine guten Songs herauszuholen. Aber wenige und selbst die überwältigen einen nicht. In den ersten Jahren der Band war das ein bisschen anders und schafft man es so zu tun, als gäbe es nur die, schaut die Sache eigentlich schon wieder recht freundlich aus. Denn da haben sich Levine & Co. als durchaus kompetent erwiesen, wenn es darum gegangen ist, R&B, Soul und Funk so in ihren Pop einzubauen, dass man ihm genug eigenwilligen Charakter zugestehen konnte, ohne ihn unerträglich finden zu müssen. Das ist nichts Herausragendes, aber genug für eine Top 10 an Songs, die man zumindest einmal gehört haben darf

 

Kristoffer Leitgeb, der Typ, der This Love fast ausschließlich anstrengend findet


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