The Monkees - The Monkees Present

 

The Monkees Present

 

The Monkees

Veröffentlichungsdatum: 01.10.1969

 

Rating: 5 / 10

von Mathias Haden, 10.11.2017


Listen to the band: Drei Individualisten und alles andere als ein natürlicher Flow.

 

Unter all den schmerzhaften Erkenntnissen nimmt jene, sich mit einem guten Freund/einer guten Freundin auseinandergelebt zu haben, ein prominentes Plätzchen ein. Interessen und Standpunkte ändern sich, wie es die Geschichte gelehrt hat gelegentlich auch die Menschen selbst. Wie man damit umgeht ist letztlich aber der weit spannendere Aspekt. Die Distanz suchen, wenn die verspürten Gräben zu tief scheinen oder es doch der zusammen erlebten Zeiten in Ehren damit probieren, in die entgegengesetzte Richtung zu marschieren, besagte Gräben zu überwinden und das, obwohl man sich womöglich gar nichts mehr zu sagen hat? In der Akzeptanz liegt nicht selten der Schlüssel zur emotionalen Befreiung, der temporäre Schmerz des Loslassens ist auch meines bescheidenen Ermessens nach das kleinere Übel als die ewigen Enttäuschungen einer Bindung ohne Perspektiven. Das mag hart und unsensibel klingen, als vertrauenswürdiger Autor und in erster Linie als Mensch kann ich guten Gewissens behaupten, froh zu sein, dies doch relativ früh in meinem Leben erkannt zu haben. Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich, natürlich möchte ich niemand zu berechnender Gefühlskälte raten und natürlich ist das alles eh klar und offensichtlich, was ich da oben zusammengeschustert habe - nur: Es sagt sich bekanntlich alles so leicht und ist in der Praxis kaum umsetzbar. Zumindest nicht, ohne selbst irgendwelche irreparable und irreversible Schäden davonzutragen. Aber der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt.

 

Wagen wir uns von den eindringlichsten Zeilen des Herbert Grönemeyer in die späten 60er, wo gerade nicht nur die Fab Four am Auseinanderdriften ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten implodieren, sondern auch in den Vereinigten Staaten eine einstige Hitfabrik am Zerbrechen ist. Zwar passt die britische Kombo besser zur Einleitung als die amerikanische, doch lässt sich mit Letzterer trotzdem ein treffender Bezugspunkt herstellen. Besonders zu The Monkees Present. Peter Tork war noch kein ganzes Jahr weg, als dieses eklektische Album in die Läden kam, doch merkte man dem übrigen Trio stark an, dass es ebenfalls nur noch eine Frage der Zeit war. Weniger wegen Yoko Onos oder strittigen Managern, sehr wohl aber wegen strikten Managements und Selbstverwirklichung. Tatsächlich könnten die zwölf Titel, die das achte und letzte Studioalbum mit Michael Nesmith säumen, unterschiedlicher nicht sein. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die LP ursprünglich als Doppelalbum erscheinen sollte, das jedem seiner ursprünglich noch vier Mitglieder eine ganze LP-Seite für seine jeweiligen stilistischen Präferenzen offerieren sollte. Publikumsliebling Micky Dolenz krächzt sich durch manisch-verträumte Folk-Pop-Rock-Stücke, der charmante Davy Jones sucht sein Heil in Jazz- und Standard-Pop-Balladen und Nesmith beackert jenes Country-Rock-Terrain, auf dem er die folgenden Jahre beachtliche Erfolge vorweisen sollte.

 

Seine Beiträge sind es auch, die in dieser späten Phase der ersten Monkees-Ära den sprichwörtlichen Fels in der Brandung und nicht umsonst die einzigen Singles der LP stellen. Listen To The Band, nachher auch mit der First National Band vollständig countryfiziert, ist locker die beste von Nesmith verfasste Band-Single, wuchert inmitten eines generell üppigen Arrangements mit pompösem Blasorchester und der vielleicht am besten ausbalancierten Melange aus Pop und Country. Die andere, Good Clean Fun, ist ebenfalls brillant, reüssiert mit angezogenem Tempo, entfesseltem Banjo, lässigen Percussions und einer unbeschwerten Natur, die an die frühen Tage im Zeichen kommerziellen Erfolgs erinnern, als die Maschine noch von allein lief. Sein Quartett an insgesamt sehr brauchbaren Nummern wird noch vom etwas zu strukturlosen Never Tell A Woman Yes und dem von Nesmiths Buddy und späteren Cowboy-Troubadour Michael Martin Murphey verfassten, energetischen Oklahoma Backroom Dancer abgerundet.

 

Alles gut soweit, aber auch den beiden Kollegen Dolenz und Jones stehen ja jeweils vier Plätze auf der LP zu. Und während Jones mit dem exzentrischen, aber irgendwie liebenswürdigen Ladies Aid Society samt schräger Falsett-Gesänge, dem soliden Rocker Looking For The Good Times und den anderen beiden zuckrigen Balladen seine Hausaufgaben anständig erledigt hat, tappt der sonst so verlässliche Dolenz etwas im Dunkeln. Dabei rollt der von ihm verfasste und vorgetragene Opener Little Girl so einnehmend zu der dringlichsten Melodie des Albums los, verliert sich dann aber schon bald in einem besorgniserregenden Rausch der manischen Gefühle. Von seinen übrigen Beiträgen ist am ehesten das nicht viel weniger bizarre Mommy And Daddy goutierbar, andersrum erfüllt das arg anämische Spoken-Word-im-Pyjama-Arrangement Pillow Talk mit seiner kleinen Märchengeschichte seinen Job als abrundender Albumcloser, für sich selbst genommen  ist diese träge Jazz-Pille aber einzig und allein zu Schlaftherapien zu gebrauchen.

 

Obwohl die Aufnahmen der LP teilweise bis in die Frühphase der Band zurückreichen, hört man auf The Monkees Present ein Trio, das sich zunehmend voneinander wegentwickelt hat bzw. wieder dort angekommen ist, wo man vor den vertraglichen Pflichten als gecastetes Gefüge gewesen ist. Jones als Crooner und Theaterliebhaber, Nesmith als zynischer Cowboy und Dolenz... nun ja, als experimentierfreudiger Querulant. In der Summe stehen zwar mehr als eine Handvoll brauchbarer Tunes und einige weitere interessante Ideen, so zusammengewürfelt und ohne passenden Flow sei die letzte LP als Trio eher Komplettisten und Fans der Band ans Herz gelegt. 

 


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