Kasabian - Empire

 

Empire

 

Kasabian

Veröffentlichungsdatum: 28.08.2006

 

Rating: 5 / 10

von Mathias Haden, 30.05.2014


Zwischen Realität und eigener Wahrnehmung: Mit dem zweiten Album gelingt den Briten wieder nicht der selbst proklamierte große Triumph.

 

Man kommt bei den Briten von Kasabian einfach nicht drum herum, Parallelen zu den Kultrockern Oasis zu ziehen. Kostprobe gefällig? Zu allererst fällt einem natürlich das überhebliche Auftreten der Guys rund um Frontmann Tom Meighan und Gitarrist Sergio Pizzorno ein. Dazu wurde noch mit den verehrten Helden getourt und mit dem, nach den Arbeiten zum hier besprochenen Album, eingestiegenen Jay Mehler ein Bandmitglied an einen der Gallagher-Brüder, genau genommen Liams Beady Eye Projekt, verloren. Und dann natürlich noch die Musik, in der scheinbar deren Egos, genau wie die der Vorbilder, einen zentralen Platz und Einfluss in der Entwicklung des Quartetts innehatten.

Zumindest die zweite LP Empire, knappe zwei Jahre nach dem selbstbetitelten und elektroinfizierten Debüt veröffentlicht, weckt kurzzeitig die eine oder andere Erinnerung an die legendärsten Egozentriker der 90er Jahre. Und immerhin verkündete Sänger Meighan recht bescheiden, die neue Scheibe könne deren Debüt Definitely Maybe Konkurrenz machen. Man durfte also gespannt sein, ob den großen Worten auch endlich Taten folgen würden.

 

Wenig überraschend, und deshalb auch schon im nächsten Satz vorweggenommen, tun sie das nicht. Dabei gerät gerade der so wichtige erste Eindruck ins Straucheln, weder Lead-Single Empire noch Follow-Up Shoot The Runner rücken das Rockensemble in das riesige, selbst proklamierte Rampenlicht. Während Ersterer ein paar witzige und durchdachte Facetten in Form von Tempowechseln und bereit hält, ist Letzterer der missglückte und überproduzierte Versuch, eine Mischung aus T. Rex und Glam-Rock-Ära Bowie aufs Band zu bekommen. Für einen 'FIFA'™- oder 'Need for Speed'™- Soundtrack mag das genügen, aber nicht für Schaulustige wie mich, die das beste Album des neuen Jahrtausend natürlich nicht verpassen wollen.

 

Die stärksten Momente liefert Empire tatsächlich am einzigen Song, der gänzlich in Richtung Gallagher Bros. zielt, Noel sogar in Sachen Gesang imitiert (man höre sich nur Let Forever Be an und weiß, wovon ich spreche). Die Rede ist natürlich vom spacigen Sun Rise Light Flies, das in seinem psychodelischen Arrangement gut funktioniert und dem Album, wie einiges andere hier auch, eine angenehm experimentelle Note gibt. Dicht dahinter liegt mit Closer The Doberman eine der experimentelleren Nummern, begeistert vor allem mit ihrem epischen Aufbau und einem fulminanten Ende mit Trompeten und zeigt vor allem, dass Bombast nicht immer schlecht sein muss. Der Dritte mit im Bunde ist schließlich das von Gitarrist Pizzorno vorgetragene Stuntman. Mit fettem Beat und viel Power erinnert die Band an ihr letztes Album und bittet mal wieder zu einem Tänzchen auf den Dancefloor. Das war es dann aber auch schon wieder mit herzeigbarem Material.

 

Denn obwohl das Album dank seiner durchaus fähigen Beteiligten immer wieder Ausreißer nach oben verzeichnen kann, geht es gerne mal auch in die andere Richtung. Bestes Beispiel stellt das schwer deplatzierte, akustische British Legion dar, auf dem sich wieder Pizzorno hinterm Mikro austoben darf. Diese Ballade bietet zwar ein bisschen Abwechslung auf einer flotten LP, verharrt aber ziellos und nichtssagend in seinen Startlöchern. Apnoea ist ein wüster, halbgarer Technokracher, bei dem die einzigen Vorzüge trauriger weise in der kürzesten Spieldauer der Tracklist liegen und das langweilige Seek & Destroy, unspektakulär in Text und mit monotonem Beat gesegnet. Apropos Langeweile: die kommt nämlich beim unerwähnten Rest des Albums auf, deswegen belassen wir diese auch in besagtem Zustand. Außerordentlich schlecht ist allerdings keiner mehr.

 

Ein paar Jahre sind ins Land gezogen, und aus überambitionierten Dance-Rockern sind waschechte Halbstarke geworden, die sich ihrer musikalischen Destination scheinbar noch nicht gewiss sind. Ihr Talent lassen die Briten auf Album Nummer 2 jedenfalls nur selten aufblitzen, in dem einen oder anderen genialen Gitarrenriff oder mitreißenden Beat. Ein bisschen opulentere Produktion und den eigenen Sound um einige Facetten erweitert. Synthesizer spielen auch 2006 noch eine tragende Rolle und der von Fans heiß geliebte Meighan quengelt immer noch von Track zu Track. Somit schaut mit Empire zwar ein aufwendigeres, aber nicht unbedingt besseres Nachfolgewerk zum Debüt heraus.

 

Viel Grund zum Jubeln haben uns die vier Rocker aus Leicester also nicht gelassen. Zumindest zum schönen Artwork kann man nur gratulieren, in dieser Disziplin erwiesen sich die Engländer schon so manchmal zielsicherer als im zugefügten, musikalischen Output. Insofern kann man Kasabian letztendlich im Vergleich mit Oasis nur in Bezug auf Überheblichkeit zu einem respektablen Ergebnis auf die Schulter klopfen. Das zweite Album der Großmäuler ist zwar per se kein musikalisches Desaster, gemessen an den hauseigenen Ankündigen aber ein kapitaler, wenn auch vorhersehbarer Flop.

 


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