MusicManiac Austro-Eck: Chris Beer

von Kristoffer Leitgeb, am  07.03.2015

Biographie

200, 500, 1000. Das sind Zahlen, soviel Grundwissen sollte allenthalben vorhanden sein. Deren tiefere Bedeutung findet sich allerdings erst, nennt man die Namen Katy Perry, The Offspring oder Linkin Park dazu. In diesem Bereich liegen nämlich die Verkaufszahlen der jeweiligen Debütrecords, die die späteren Genregrößen einmal abgeliefert haben. Man sieht also, es ist nicht immer leicht als Musiker, auch nicht in den Vereinigten Staaten. Hierzulande bäckt man kleinere Brötchen, die dementsprechend einen Durchbruch oder auch nur das finanzielle Auslangen mit der Kunst äußerst kompliziert gestalten. Insider-Tipps finden sich also zuhauf und genau so einer wäre auch Christopher James Beer. Von Graz zog er aus, allerdings nicht, die Welt zu revolutionieren, sondern nur um einen Teil seiner Kindheit in Massachusetts, genauer gesagt im Kaff Wellfleet zu verbringen. Österreichischer Vater, US-Mutter und so ist zumindest einmal das Englische kein Hindernis mehr, auch wenn ein Trip nach Schottland dem vielleicht nicht förderlich war.

 

Musikalisch war von Provinz wenig zu spüren, Klavier, Cello und der Chorgesang bereiteten im Kindesalter mäßige Freuden, die autodidaktisch erlernte Gitarre war dann später bevorzugtes Instrument. Und dann gesellte sich der nächste geografische Einfluss, diesmal im Musikalischen und aus dem sonnigen Jamaika, hinzu. Reggae und Off-Beat werden neben dem Folk Rock die wichtigesten Inspirationsquellen, die Beer Anfang des Jahrtausends in seine Musikkarriere mitnimmt. In diese ging er als Jimmy D. und Teil der steirischen Reggae-Kombo Rising Girl. Mit der fristete er so manches Jahr als österreichischer Paradefall: Auf Festivals gern gesehener Gast, an der Vorfront der regionalen Musikszene, aber eben doch ohne große mediale Präsenz. Großer Erfolg kehrte im Jahre 2005 trotzdem ein. Als Songwriter und Sänger hauptbeteiligt an der LP "Salamaleikum", wurde die Single Rising Girl dank Teilnahme am Ö3 Soundcheck zum Sommerhit, das von ihm geschriebene Helena, weit eher dem Reggae zugewandt, wurde zum Minor-Hit und erlangte auch in Deutschland Aufmerksamkeit.

 

Nach ausgedehntem Touren und quasi auf dem Höhepunkt stieg Beer aus, gönnte sich eine Pause und kehrte nun unter dem Namen Jimi D. als Solist zurück. Als solcher legte sich der Steirer ein größeres musikalisches Repertoire zu, vereint Folk, Reggae, World Music, R'n'B und teilweise auch folkloristische Elemente Osteuropas. Anfangs sah das noch anders aus, 2008 erschien die Mini-LP "I Do What I Want". Unter Alternative-Sendern über die Landesgrenzen beliebt, blieb sie soundtechnisch den Wurzeln treu, mischte großteils den Sound von Rising Girl mit vermehrten Akustik-Elementen und vor allem der markant hohen, melodischen Stimme Jimi D.'s. Give Me A Break wurde erste Single, fand aber abseits einschlägiger Radiosender wenig Resonanz.

Ähnlich gestaltete sich die Sache auch ein Jahr später. "Fisherman's Son" erschien 2009 als erste volle LP, gewidmet ist sie seinem amerikanischen Großvater, seines Zeichens Schiffsbauer. Die Platte vereinte ein Potpourri verschiedenster Sounds, baut auf die prägnanten Beats und Basslines, für Jimi D. fast immer Basis der Songs. Mit den ausgekoppelten Mary Jane und Soulfire erreichte er einmal mehr kommerziell wenig, größere Bekanntheit erlangte er aber durch die Zusammenarbeit mit der deutschen DJ-Größe Dunkelbunt und dem österreichischen Elektronikmusiker Waldeck. Trotzdem blieben die Clubs und kleinere Festivals sein bevorzugtes Territorium für Live-Auftritte, die er mit seiner Begleitband großteils in Österreich, aber auch in allen umliegenden Ländern Jahr für Jahr absolvierte.

 

Seitdem wurde es ruhiger um den Austro-Amerikaner. Die Arbeit am nächsten Album musste einige Zeit warten. Über das Internet veröffentlichte er regelmäßig neue Songs, offizielle Releases fanden jedoch nur sporadisch statt. 2011 erschien die Single Cuz I Am, ein Jahr später Dust In The Air in Zusammenarbeit mit der steirischen Band The Uptown Monotones. Letzterer erreichte im Zuge des Auftritts der Uptown Monotones bei der ORF-Show Die Große Chance die Spitze der Soundportal-Charts. Die dritte LP lässt trotzdem weiter auf sich warten, auch die bereits 2013 als Vorab-Auskopplungen geplanten Der AlternaTiefseetaucher und Bumpy Road blieben bisher alleine, ein für Ende 2014 geplanter Albumrelease wurde verschoben. Egal, es wird schon kommen, bei ihm lohnt es sich zu warten.

 

Wertung: Jimi D. - mittlerweile als Chris Beer unterwegs - stellt einen würdigen Beweis dafür dar, dass sich in den Untiefen der Musikszene wohl oft genau nichts weniger Wertvolles finden lässt als an der Oberfläche. Mit seiner Mischung aus lebensfroher Lockerheit und ständig mitschwingender Melancholie macht der Steirer seinen ganz eigenen Stil der World Music, irgendwo zwischen Reggae, Folk und Ethno-Musik zu einer äußerst lohnenden Erfahrung.


Hörprobe #1: Give Me A Break -

Single der EP "I Do What I Want"

Hörprobe #2: Werner -

Leadsingle der LP "Lion In The Sun"



Diskographie

Jimi D. - I Do What I Want

I Do What I Want

2008

Jimi D. - Fisherman's Son

Fisherman's Son

2009

 

Rating: 8.5 / 10

Chris Beer - Lion In The Sun

Lion In The Sun

2016

 

Rating: 8.5 / 10


Chris Beer - Anytime Soon

Anytime Soon

2020

 

Rating: 7 / 10